Im achten Interview von Sibylle Berg bei der Schweizer Online-Zeitung Republik im Rahmen der Kolumne "Nerds retten die Welt" ist Dirk Helbing an der Reihe, Professor der ETH Zürich für komplexe Systeme - mit einem besonderen und kritischen Fokus auf Gesellschaft.

Digitaler Totalitarismus blüht - Abwehr dringend nötig

Dirk Helbing warnt eindringlich vor den Gefahren der totalen Durchleuchtung jeder Bürgerin und jeden Bürgers; in der westlichen Hemissphäre sieht er ernste Gefahren insbesondere im Falle sich verschärfender Kämpfe um Güterverteilungen. Massenüberwachung mit Big-Data als Instrument der Machtausübung sei kritisch zu hinterfragen und zu bekämpfen - er plädiert für Lösungen, die einzelnen Personen Souveränität über die eigenen Daten bieten und Kontrollmöglichkeiten über die Datenverwendung erlauben. Nur in solchem Kontext seien Big-Data-Systeme dahingehend nutzbar, drängende Probleme der Menschheit zu lösen - statt im digitalen Totalitarismus auszuufern, wo Einzelne zu digitalen Untertanen von Staat und Konzernen werden; d. h. wo die Menschheit einem eigentlichen digitalen Faschismus ausgesetzt wird.

p≡p als Baustein zur digitalen Selbstverteidigung

Sibylle Berg und Dirk Helbing sind als UnterstützerInnen von pretty Easy privacy (p≡p) als Idee und Werkzeugkiste bekannt: unser Projekt wird entsprechend als ein Baustein und eine Initiative, mit der sich BürgerInnen zur Wehr setzen können, kurz erwähnt; vielen Dank dafür!

Wichtig ist an der Stelle zu betonen, dass p≡p - selbst massenhaft angewandt - keineswegs alle Probleme des sich offen entwickelnden digitalen Totalitarismus' löst; allerdings ist es durchaus Werkzeug an wichtiger Stelle - nämlich der unserer alltäglichen Kommunikation - für eine Datenverknappung derjenigen Daten zu sorgen, die in Big-Data-Systeme gespeist werden, um Einzelne und Gruppen zu manipulieren - und damit der freiheitlichen Gesellschaft zu schaden. p≡p kann über mehr und mehr Kanäle angewandt helfen, Massenüberwachung kostenprohibitiv zu gestalten.